Fachlexikon für Putze & Beschichtungen
Kalk (Baukalk, Kalziumhydroxid, Kalkhydrat)
ist ein wesentliches Bindemittel der Bauindustrie. Ausgangspunkt der Herstellung ist Kalkstein, welches in der Natur sehr verbreitet zu finden ist. Durch Erhitzen – Brennen – auf ca. 1000 °C entsteht in einem ersten Schritt sogenannter Branntkalk als Ausgangsstoff für die Herstellung verschiedener Qualitäts- und Anwendungsstufen. Ehe Branntkalk in Putzen und Mörteln verwendet werden kann, muss er zu einer gewünschten Größe gemahlen und in einem zweiten Schritt zu einem Kalziumhydroxid gelöscht, also mit Wasser in Kontakt gebracht werden. Das geschieht in der Regel bereits im Herstellwerk, nur wenige Fachbetriebe und Restauratoren verwenden heute noch ungelöschten Branntkalk, auch Stückkalk gennant, um bauseits einen Spezialkalkmörtel, z. B. Kalkspatzen-Mörtel, herzustellen.
Je nach Dosierung des Wassers und Art des Ausgangsgesteins bilden sich unterschiedliche Qualitäten aus. Mehrheitlich wird relativ reiner Branntkalk mit Wasserdampf unvollständig (trocken) gelöscht und als Pulver in Trockenmörteln verwendet. Kalk selbst bindet nur durch Karbonatisierung, also der Reaktion mit dem CO2 der Luft, zu Calciumcarbonat ab.
Abhängig vom Anteil toniger oder silikatischer Bestandteile im Ausgangsgestein bilden Kalkprodukte aber unterschiedliche Fähigkeiten aus, auch hydraulisch, also unter Wasser, abzubinden. Entsprechend wird zwischen Luftkalk und hydraulischem Kalk unterschieden. Bekannte Kalkqualitäten sind:
Branntkalk, Stückkalk (Formelzeichen: CaO) – zählt zu den Luftkalken und wird erst bauseits gelöscht
Sumpfkalk, Formelzeichen Ca(OH)2 – mit Wasserüberschuss gelöschter Kalk in pastöser Konsistenz
Kalkhydrat, Formelzeichen Ca(OH)2 — trockengelöschter Baukalk als Weißkalk (CL) oder Dolomitkalk (DL)
Hydraulischer Kalk (HL) – trockengelöschter Baukalk vorrangig aus Weißkalk, die hydraulische Bindung entsteht durch Zumischung z. B. von Calciumsilikaten oder Calciumaluminaten
Natürlich hydraulischer Kalk (NHL) – trockengelöschter Baukalk aus Kalkgestein mit höherem Anteil toniger und silikatischer Mineralien (Mergel), die dem Kalkprodukt hydraulische Eigenschaften mitgeben
Siehe auch DIN EN 459-1.