Fachlexikon für Putze & Beschichtungen

Füllstoff

ist eine aus mehr oder minder feinen Partikeln bestehende, im Produkt unlösliche Substanz, die zur Vergrößerung des Volumens, zur Erzielung oder Verbesserung technischer Eigenschaften (Witterungsbeständigkeit, Packungsdichte, Armierung, Mattierung, Scheuerbeständigkeit) und/oder zur Beeinflussung optischer Eigenschaften (Deckvermögen) eingesetzt wird. Füllstoffe dienen darüber hinaus auch der Kostenoptimierung, da sie preislich immer unterhalb des Preisniveaus der zur Farbgebung eingesetzten Pigmente liegen.

Füllstoffe besitzen in einem Dispersionsbindemittel keine ausgeprägten farbgebenden oder deckenden Eigenschaften, was damit zusammenhängt, dass die Brechungsindizes der gängigen Füllstoffe zwischen etwa 1,45—1,65 liegen, die der gängigen Bindemittel bei etwa 1,5. Da die Differenz zwischen Füllstoff und Bindemittel nur gering ist, kann sich bestenfalls etwas Trübung, aber kein wirkliches Deckvermögen ausbilden. Erst Pigmente, wie z. B. Titandioxid Rutil mit einem deutlich höheren Brechungsindex von ca. 2,70, haben einen deutlichen Abstand zum Brechungsindex des Bindemittels, was ein gutes Deckvermögen bedingt.
Dennoch werden speziell auch feinteilige Füllstoffe zur Steuerung der Porosität hochgefüllter Farben und damit indirekt zur Verbesserung des Trockendeckvermögens durch Lufteintrag (Luft mit Brechungsindex 1,0) in das Beschichtungsmaterial eingesetzt. Dabei wird durch die feinen Luftporen der Brechungsindex der Farbmatrix gegenüber dem Weißpigment Titandioxid gezielt gesenkt (Dry-hiding-Effekt).

Es gibt anorganische Füllstoffe der Stoffklassen Carbonate, Siliziumdioxide, Silikate, Sulfate und Oxide, und zwar sowohl solche aus natürlichen Vorkommen als auch synthetisch hergestellte (gefällte) sowie organische und Polymerfüllstoffe. Die wichtigsten natürlichen anorganischen Füllstoffe sind Calcit, Dolomit, Quarz, Talkum, Schwerspat, Kaolin, Glimmer und Kreide. Synthetische, anorganische Vertreter dieser Produktgruppe sind gefälltes Calciumcarbonat, gefälltes Bariumsulfat (Blanc fixe) und gefälltes Aluminiumsilikat. Organische Polymerfüllstoffe weisen normalerweise Kugelform auf, deren Hohlräume mit Wasser, Luft oder Gas gefüllt sind. Das Wasser entweicht beim Trocknen und wird durch Luft ersetzt. Durch das niedrige Gewicht der Hohlkörper ist es möglich, z. B. das spezifische Gewicht von Anstrichstoffen zu verringern. Im Prinzip handelt es sich bei dieser Art von organischem Material also um einen sog. „Leichtfüllstoff“.

Carbonate:

• Kreide (Calciumcarbonat)
• Calcit (Calciumcarbonat)
• gefälltes Calciumcarbonat
• Dolomit (Magnesium-Calciumcarbonat)

Sulfate:

• Baryt (Bariumsulfat)
• Blanc fixe (gefälltes Bariumsulfat)

Silikate:

• Talkum
• Glimmer
• Kaolin
• gefällte Silikate

Siliziumdioxide:

• Quarz
• Cristobalit
• Kieselsäure, gefällt
• Kieselsäure, pyrogen

Organische Füllstoffe:

• Cellulosefasern
• Kunststofffasern

Sonstige Füllstoffe:

• Mikrohohlkugeln

siehe auch DIN EN ISO 4618.

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