Fachlexikon für Putze & Beschichtungen
Offene Zeit
wird diejenige Zeitspanne genannt, während der ein frisch aufgetragener Beschichtungsstoff in seiner Oberfläche noch korrigiert oder bearbeitet werden kann, ohne dass die daran durchgeführten Arbeiten in der getrockneten Beschichtung wahrgenommen werden können. Beispiele: Überlappungen bei Anstrichen größerer Flächen, Strukturieren von Dispersionsputzen, Ausbessern von Fehlstellen.
Sowohl bei lösungsmittelhaltigen als auch bei wässrigen Beschichtungsstoffen gibt es verschiedene Möglichkeiten, zu kurze offene Zeit bzw. zu schnelle oberflächliche Antrocknung durch Additive zu verlängern: hochsiedende Lösungsmittel, spezielle, das schnelle Schließen eines Films an der Oberfläche verzögernde Additive u. a.
Bei Dispersionsfarben, Dispersionsputzen und anderen wässrigen Materialien ist generell zu berücksichtigen, dass höhere Temperaturen, niedrige Luftfeuchtigkeiten und insbesondere Windbewegungen das Verdunsten des Wasseranteils beschleunigen, tiefe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit dieses aber verzögern, sodass die offene Zeit von ein und demselben Material je nach äußeren Bedingungen variiert. Durch Einstellen einer „Sommer-“ und einer „Winter-Qualität“ wird dieser Tatsache gelegentlich Rechnung getragen, ohne den betreffenden Beschichtungsstoff in seiner Zusammensetzung grundsätzlich zu verändern.
Putze können nach Ablauf der „offenen Zeit“ nicht mehr strukturiert und Fehlstellen in Produkten auf Dispersionsbasis nicht mehr korrigiert werden: Die einsetzende Verfilmung würde andernfalls irreparabel gestört.